St. Nikolaus-Kirche

Unsere St. Nikolaus-Kirche liegt über dem alten Dorfkern am Nordrand von Obristfeld. Der Grundstein zum heutigen Kirchenbau wurde am 11. Mai 1707 gelegt. Am gleichen Ort stand schon die mittelalterliche Vorgängerkirche, über deren Größe, Zustand oder Aussehen leider nicht viel bekannt ist. Finanziert wurde der Kirchenbau, abgesehen von einer Landeskollekte, allein von der Obristfelder Pfarrgemeinde. Es sollte fast 100 Jahre dauern, bis sich die Pfarrei Obristfeld von der aufgebürdeten Schuldenlast befreien konnte. Bereits nach drei Monaten Bauzeit wurde am 5. Juli 1707 mit den Dachstuhlarbeiten begonnen und am 7. Juli das Langhaus aufgerichtet. Im August folgten die Arbeiten am Turm und bereits am 20. September wurde Richtfest gefeiert. Schon am 2. Dezember wurde, während noch der Glaser in der Kirche arbeitete, der erste "Tauf-Actus" in der neuen Kirche vollzogen.

Die fehlende Kirchweihe ist nichts Ungewöhnliches und ist sicherlich dem dringenden Bedürfnis einer raschen Wiederaufnahme des Gottesdienstes zu sehen. Somit war die neue Kirche, selbst wenn sie noch nicht fertig gestellt war, doch de facto geweiht.

Der Kanzelaltar
Die Form des Kanzelaltars mit seiner Einheit von Kanzel und Altar betont die Gleichwertigkeit von Wortverkündigung und Sakrament nach lutherischem Verständnis. Die Inschrift auf der Rückseite des Altarretabels lässt vermuten, dass der ursprüngliche Standort des Altars nicht Obristfeld gewesen ist, da darin ein Markgraf von Kulmbach/Bayreuth erwähnt wird, die Pfarrei Obristfeld seit ihrer Gründung aber schon immer eine "freieigenthümliche" Pfarrei der Herren von Redwitz war. Aus den Gotteshausabrechnungen ist ersichtlich, dass vor dem jetzigen Kanzelaltar ein Altar mit aufgesetzter Kreuzigungsgruppe stand, die 1718 vom Bildhauer Johann Dümlein aus Kronach geschaffen, und sich heute in der Sakristei der Michelauer Pfarrkirche St. Johannes befindet.

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 Ein Schreiben des Bildhauers Johann Friedrich Fischer aus Bayreuth vom 6.6.1757 an den Trebgaster Pfarrer Johann Laurentius Schmidt gibt den entscheidenden Hinweis, wonach der heutige Kanzelaltar aus der Markgrafenkirche St. Johannes in Trebgast stammte. Aufgrund stilkritischer Überlegungen wird er dem Kulmbacher Bildhauer Hans Georg Schlehendorn zugewiesen.

 

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Im Abendmahlsbild wird nach protestantischem Brauch die Einsetzung des eucharistischen Mahles illustriert: Christus hält das Brot in der linken Hand, während er mit der rechten Hand segnet. Rings um den bildparallel platzierten, rechteckigen, gedeckten Tisch sind 12 Apostel gruppiert. Christus in der Tafelmitte ist durch eine baldachinartige Tuchdraperie hervorgehoben, ihm gegenüber befindet findet sich Judas.
 
 
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Der Taufstein
Der aus Sandstein gearbeitete Taufstein steht links neben dem Kanzelaltar im erhöhten Chorbereich der Kirche und wird ins 17. Jahrhundert datiert. Der geschwungene Holzdeckel ist von einer Holzfigur des Christus Salvator (Christus als Heiland) bekrönt. Kunsthistorische Betrachtungen reihen ihn in den Umkreis der Kulmbacher Bildhauerwerkstatt Brenck-Schlehendorn ein. Stilistische Ähnlichkeiten mit den kleineren Engelsfiguren am Altar, sowie die Tatsache der nicht zum Altaraufbau passenden Sockelplatte des Trompetenengels lassen vermuten, dass ursprünglich die Christusfigur des Taufsteindeckels den Schlehendorn-Altar bekrönt haben könnte und der Trompetenangel auf dem Altar ehemals den Trebgaster Kanzeldeckel aus dem Jahr 1661 zierte.
 
 
Die Orgel
Die erste Nachricht über eine Orgel in der Kirche zu Obristfeld stammt aus dem Jahre 1695. In diesem Jahr fertigte der Heldritter Orgelmacher Johann Wiegleb ein Orgelwerk, sowohl für den Vorgängerbau unserer jetzigen Kirche, als auch für die Schlosskapelle in Redwitz an. Aus den seit 1661 für Obristfeld überlieferten Gotteshausrechnungen ist kein Vorgängerwerk nachzuweisen.
Nachdem für das Jahr 1707 der Kirchenneubau beschlossen war, wurde am 29. März 1707 die Orgel von ihrem Erbauer Johann Wiegleb abgetragen und eingelagert. Selbige wurden vom 2. bis 11. Juni 1708 durch Albert Knauß im neu errichteten Kirchenschiff wieder aufgebaut. Anscheinend war dies jedoch nur eine Notlösung, denn bereits vier Jahre später, im Oktober 1712, wurde die Orgel durch Johann Wiegleb erneut versetzt. Dazu wurde, wie jetzt noch sichtbar, die Mittelempore vergrößert und die Blasebälge auf das Kirchendach verlegt. Es folgten noch weitere Vergrößerungen und Verbesserungen an dieser Orgel, bis im Jahr 1870 die Orgelbaufirma Bittner aus Nürnberg den Zuschlag für eine komplett neue Orgel mit neun Register bekam. Das schon im Neubau vorgesehene zehnte Register wurde im Jahre 1891 durch die Firma Wolff aus Bayreuth eingebaut.

 

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Die letzte Generalüberholung und Restauration der Orgel erfolgte im Zuge der Innenrenovierung im Jahr 1993. Durch die Orgelbaufirma Schmid aus Kaufbeuren wurde sie komplett zerlegt, gereinigt, ergänzt und das Prospekt mit neuen Zinnpfeifen versehen, wieder aufgebaut.
 
Die Deckenbilder
Im Neuen Testament wird die Geschichte von Jesus Christus vier Mal berichtet, und zwar in den vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Diesen vier Evangelisten wurde je ein Symbol zugeordnet, an dem sie auf Bildern erkannt werden konnten. Matthäus hat des Symbol eines Menschen, bzw. Engels, Markus das eines Löwen, Lukas das eines Stieres und Johannes das eines Adlers. Diese Symbole stammen aus der Bibel, zuerst beim Propheten Hesekiel 1,5-10, dann aufgenommen in Offenbarung 4,6-8.
Nach biblischer Vorstellung sind Mensch, Löwe, Stier Adler die vier mächtigsten Geschöpfe: Der Löwe ist das stärkste wilde Tier, der Stier das stärkste gezähmte Tier und der Adler das stärkste Tier der Lüfte. Der Mensch die Krone der Schöpfung und von Gott beauftragt, über sie zu herrschen.
Im Jahr 1728 ließ der Redwitzer Gastwirt Ludwig Knorr in der Mitte der Deckengemälde die "Heilige Dreieinigkeit und Allsehenheit Gottes" malen. Bei einer Kirchenrenovierung im Jahre 1867 wurde die Decke ausgebessert und dabei das "Auge Gottes" neu vergoldet und mit einem ovalen Kreis eingefasst.
 
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Die Glocken
Die Glocken haben die Aufgabe die Christen zum Gottesdienst zu rufen. Mit dem Morgen-, Mittags- und Abendläuten erinnern sie außerdem daran zu Hause die Arbeit zu unterbrechen und die Hände zu falten.
Die zwei kleinsten Glocken des Geläutes stammen aus dem 16. Jahrhundert und sind somit die ältesten noch erhalten gebliebenen Ausstattungsstücke der Kirche. Sie bildeten das Geläute des mittelalterlichen Vorgängerbaus und wurden Dezember 1707 wieder im neu errichteten Glockenturm installiert. Zwar gingen bereits 1708 - im Jahr der Fertigstellung der Kirche - für eine neue Glocke Spendengelder ein, doch erst im Jahr 1750 wurde das Geläut durch die heute größte, etwa 300 kg schwere Glocke, der Glockengießerei J.A. Mayer in Coburg, verstärkt. Zusammen mit dem Neubau des Pfarrhauses wollte die Pfarrgemeinde 1789 "zur nothwendigen Zierde des Gotteshauses" auch eine größere Glocke anschaffen. Doch die Spendengelder reichten hierfür nicht mehr aus, sodass die vierte und jüngste Glocke aus der Gießerei Bachert in Heilbronn erst durch eine Stiftung im Jahr 1994 das heutige Vierergeläute mit ihrem harmonischen Klang (Gloria-Motiv) vervollständigte.
Die drei ältesten Glocken von St. Nikolaus schicken nun schon seit mehr als 250 Jahre ihren bekannten Klang über Dorf und Feld. Dass sie nicht den Metallmobilmachungen des letzten Jahrhundert zum Opfer fielen, ist für Obristfeld eine Bewahrung gewesen.
 
Aus "300 Jahre St. Nikolaus Obristfeld / Kirchenführer"