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Gedanken zum Monatsspruch September 2024 von Gottfried Posch

„Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“

(Jeremia 23,23)

So lautet der Monatsspruch für September. Dem Volk Israel ging es gut. Sehr gut. Sie erlebten eine wirtschaftliche Blütezeit mit viel Wohlstand. Gottes Wort und seine Gebote verschwanden immer mehr aus dem Blickfeld. Von den Propheten Jerusalems hieß es: Sie begehen Ehebruch, sie lügen und betrügen; und den, der ein gottloses Leben führt, bestärken sie noch darin, anstatt ihn davon abzubringen. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Eine militärische Übermacht aus Babylon bedrohte an den Grenzen das Volk Israel. Da traten Propheten auf. Sie waren so etwas wie Regierungsberater bzw. Experten. Gott nennt sie falsche Propheten. Sie sagen: Macht euch keine Sorgen! Es ist alles in Ordnung. Man muss nur politisch klug denken und die richtigen Allianzen schmieden, dann wird alles gut. Jeremia dagegen sagte im Auftrag Gottes: Ändert euer Leben! Hört auf Gott! Übt Gerechtigkeit. Euch kann geholfen werden, wenn ihr auf Gott hört, ihm vertraut und tut was er sagt: „Ich der Herr, der Herrscher der Welt, sage: Hört nicht auf das, was die Propheten euch verkünden! Sie halten euch zum Narren… Denen, die meine Warnungen nicht ernst nehmen, wagen sie zu verkünden: Der Herr sagt: Es wird euch blendend gehen, und selbst denen, die ihrem eigensinnigen und bösen Herzen folgen, sagen sie: Ihr habt nichts Schlimmes zu befürchten… Wie ein verheerender Sturm wird der Zorn des Herrn losbrechen und alle Schuldigen treffen… Erst wenn es zu spät ist, werdet ihr zur Einsicht kommen und alles begreifen. Ich habe diese Propheten nicht geschickt, sagt der Herr, und doch sind sie losgelaufen; ich habe nicht zu ihnen gesprochen und doch reden sie und berufen sich dabei auf mich.(GN) Wenn sie wirklich meine Gedanken kennen würden, dann hätten sie meine Botschaft verkündet, damit es von seinen falschen Wegen umkehrt und aufhört, Böses zu tun. Ich, der Herr sage: Ich bin nicht nur der Gott in eurer Nähe, sondern auch der ferne Gott, über den ihr nicht verfügt. Meint ihr, jemand könnte sich so vor mir verstecken, dass ich ihn nicht mehr sehe? Ich bin es doch, der den Himmel und die Erde erfüllt, ich der Herr!“ (HfA) Kurze Zeit später wurde Jerusalem von den Babyloniern erobert und zerstört und in die Gefangenschaft nach Babylon verschleppt.

Wenn ich an das heutige politische, wirtschaftliche, kirchliche Geschehen denke, kommen mir viele Fragen. Ist es richtig, wenn wir den christlichen Glauben und die christlichen Werte immer mehr aus der Politik, der Wirtschaft und dem öffentlichen Leben aussperren und stattdessen auf die sogenannten Experten vertrauen? Wer muss die Verantwortung und die Konsequenzen für falsches Handeln tragen? Wer denkt an die Schwachen und Armen? Wer spricht davon, dass Leben ein Geschenk Gottes ist? Wer erinnert daran, dass unsere Welt nicht uns gehört? Können wir uns vorstellen, dass Gott auch heute noch eingreift - der für uns nahe und auch ferne Gott, der Gott der alles sieht, der den Himmel und die Erde erfüllt? Rechnen wir bei all unserm Tun noch mit Gott? Oder denken wir Gott ist so weit weg, dass er uns in unserem Alltag gar nicht existiert?

Wann ist Gott fern? Das habe ich mich schon oft gefragt. Ist Gott fern, wenn es mir schlecht geht? Wenn ich zu Gott in einer ganz bestimmten Angelegenheit bete und ihn bitte er soll unbedingt helfen bzw. handeln und es tut sich aus meiner Sicht nichts. Es gibt Zeiten, da verstehe ich Gott einfach nicht. Vor allem dann, wenn ich zum Beispiel an die Kriegsgräuel mit dem gegenseitigen Morden und das unermesslich große Leid, das dadurch entsteht, denke. Herr, bist Du auch denen nahe – oder fern?  Ich weiß es nicht. In Psalm 22 schrieb David: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen… meine Hilfe ist ferne. Er bekommt keine Antwort. Als Jesus am Kreuz starb, rief er dieselben Worte! Der ferne Gott?

Wann ist Gott nahe? Gott ist nahe allen, die ihn anrufen, sagt David. Laut Psalm 34 ist Gott dem nahe, der ein zerbrochenes Herz hat, und hilft dem, der ein zerschlagenes Gemüt hat. Martin Luther sagt: Gott ist dann am allernächsten, wenn er am weitesten entfernt scheint. Bin ich nur ein Gott der nahe ist? Ja, Gott ist auch der Gott, der nahe ist. Es heißt: Fürchte dich nicht. Ich bin mit dir. Ich bin dir nahe. Ich bin da. Auch wenn du meinst ich bin fern. Von Christa Weiss stammen folgende Sätze: „Manchmal für einen Augenblick / halte ich ein, mitten im Trubel des Tages, schließe meine Augen / und meine Ohren und bin einen Augenblick / glücklich: Ich bin nicht allein du bist da, mein Gott! Mittendrin!“  Wunderbar! Diesen Glauben, diese Erkenntnis wünsche ich dir und mir für jeden Tag.