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Gedanken zum Monatsspruch Juli von Gottfried Posch

Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist. (2.Mose 23,2) So fordert es der Monatsspruch für Juli. Das sollte doch eigentlich selbstverständlich sein. Oder nicht? Das Gebot gehört zu den sozialen Ordnungen, die bei der Einhaltung ein heiles und friedliches Leben in unserer Gesellschaft garantieren.

Aber was ist, wenn ich das Unrecht, wie ich schon mehrmals erlebte, gar nicht in meinem Blickfeld habe? Es nicht erkenne? Wenn ich auf eine scheinbar glaubwürdige Berichterstattung durch vielfältige Medien zu falschen Entschlüssen bzw. Handlungsweisen angeregt werde? Ist dies entschuldbar? Ich denke ja, vor allem dann, wenn ich meinen Fehler erkenne und bekenne. Wenn ich mich von dem Vergangenen distanziere, weil ich erkannt habe, dass ich auf eine Lügengeschichte reingefallen bin, weil ich so manches nicht durchschaute oder ganz einfach der Menge vertraute, die offensichtlich auf dem Irrweg war.

Der Bibeltext geht von einer aktiven, willentlichen Beteiligung aus, bei der es klar ist, dass Unrecht geschieht! Aus verschiedenen Bibelübersetzungen fasse ich das Anliegen zusammen:

Verbreite keine falschen Gerüchte! Verbünde dich nicht mit einem Menschen, der Unrecht getan hat, indem du mit deiner Zeugenaussage sein Verbrechen deckst! Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist. Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen. Musst du in einem Rechtsstreit aussagen, dann lass dich von der Mehrheit nicht dazu verführen, die Wahrheit zu verdrehen. Du sollst den Geringen nicht begünstigen in seiner Sache. Du sollst das Recht des Armen nicht beugen in seiner Sache. Wenn ein mittelloser Mensch vor Gericht erscheint, dann enthalte ihm sein Recht nicht vor. Halte dich ferne von einer Sache, bei der Lüge im Spiel ist. Wirke nicht in einem betrügerischen Prozess mit und verurteile niemals einen Unschuldigen zum Tode. Denn ich werde niemand ungestraft davonkommen lassen, der ein solches Unrecht begeht.  Nimm keine Bestechungsgeschenke an. Denn sie verführen dazu, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen und das Recht zu verdrehen. Unterdrückt die Fremden nicht! Ihr wisst doch, wie einem Fremden zumute ist, denn ihr habt selbst einmal in Ägypten als Fremde gelebt.

Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist. Luther übersetzt diesen Vers folgend: „Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen.“

Das klingt für mich etwas schärfer als Unrecht. Heißt das, dass die Menge auch auf dem Weg des Bösen sein kann? Ich denke ja, vor allem dann, wenn ich an die Vergangenheit denke. Es war eine Mehrheit (bis auf Noah und seine Familie) die gottlos lebte und alles Mögliche tat, um Gott zu erzürnen.

Es war eine Mehrheit, die gottlos und lasterhaft in Sodom und Gomorrha  lebte. Lot machte da als Einzelner nicht mit. Es war eine Mehrheit, die am Sinai das goldene Kalb bejubelt hat. Mose stand als Einzelner dagegen. Es war eine Mehrheit, die von Pilatus die Kreuzigung Jesu gefordert hatte. Keiner stand Jesus bei.

Es war eine Mehrheit, die Hitler gewählt und später dem totalen Krieg zugejubelt hat. Es war eine Mehrheit, die tatenlos zusah wie Juden, Homosexuelle, Linke usw. gefangen genommen und umgebracht wurden. Es war eine Mehrheit, die… Es ist eine Mehrheit die heute…

Hmm. Es stimmt also, dass die Mehrheit nicht immer im Recht sein muss. Trotzdem neigen wir dazu, uns der allgemeinen Meinung anzuschließen. Besonders dann, wenn es um Verurteilungen oder moralische Urteile geht. Da liegt es nahe, dass die Menge sich auf einem falschen Weg befindet. Besonders schlimm ist es, wenn man weiß, dass Unrecht geschieht und man trotzdem bei dem bösen Geschehen mitmacht. Die Gründe dazu können vielfältiger Art sein. Gott will nicht, dass du dich wissentlich einer Mehrheit anschließt, wenn sie im Unrecht ist. Auch wenn es scheinbar Nachteile, Ausgrenzungen für Deine Verweigerungshaltung bringt. Alles klar? Ich denke ja. Denn dann trägst Du auch einen Teil zu einem gottgewollten Lebensstil bei, der von der Nächstenliebe, ganz im Sinne Jesu, geprägt ist.