Diese Andacht ist als Videoandacht unter folgendem Link verfügbar: https://youtu.be/JCbkbmpdfrA
Herzlich willkommen zur Andacht.
Wie geht es Ihnen, wie geht es dir? Mit dieser alten seelsorgerlichen Frage mag ich einsteigen heute am Sonntag Cantate. Gewiss sollen wir uns als Christen nicht immerzu den geistlichen Puls messen, aber manches Mal ist das eine gute Sache mal darüber nachzudenken wie es einem geht.
Wenn ich jetzt mit Ihnen sprechen könnte, dann würde wahrscheinlich Antworten kommen wie „solala“ oder „den Umständen entsprechend“. Ich finde das wichtig die Frage „Wie geht es dir?“ meinen Mitmenschen zu stellen. Manches Mal jedoch, und das macht mich traurig, will derjenige der einem diese Frage stellt gar nicht so genau hören, wie es mir geht. Die Frage „wie geht es dir?“ ist dann zu einer Floskel verkommen. Und die Antwort steht bereits fest: „Ja, gut und dir?“. Eine tiefere Antwort auf die Frage ist gar nicht gewünscht, dafür interessiert sich der Fragende gar nicht. Wenn ich die Frage stelle, dann meine ich sie auch ernst. Dann nehme ich mir auch Zeit die Antwort zu hören. Dann höre ich mir auch eine Antwort an, die kritische, dunkle Töne enthält. Beim Stichwort Töne sind wir beim Thema des heutigen Sonntages „Cantate“ zu deutsch „singt!“ angekommen“.Heute geht es um das Lied, mehr noch um Ihr / dein Lebenslied.
Wie gesagt weiß ich nicht wie es gerade um Sie / um dich steht. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es Ihnen geht wie mir und Sie ganz schön unter der Krise zu leiden haben. Die Stimmung schwankt zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Vielfach herrscht der Corona-Blues vor: Eine gedrückte Stimmung, eine Moll-Musik, eine Musik mit dunklen Tönen, vielleicht sind sogar auch einige atonale Töne dabei. Besonders die empfindlich-empfindsamen Menschen in einem Zustand zwischen Verzweiflung und Hoffnung. Mal beherrschen freudige, helle Dur-Töne voller Hoffnung das Herz, mal sind es traurige Melodien der Niedergeschlagenheit die in der eigenen Seele vorherrschen. Ich finde es wichtig bei der Beantwortung der Frage „wie sieht mein Lebenslied gerade aus?“ schonungslos ehrlich zu sich zu sein. Es nutzt ja nichts die Misstöne zu verschweigen. Im Gegenteil: Der Psalmist sagt (Psalm 32,3): Denn da ichs wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen.
Deshalb ist mein erster Impuls in dieser Andacht: Suchen Sie sich jemanden zum Reden in der Krise und auch sonst im Leben. Jemand, der Ihnen zuhört und sich wirklich davon interessiert, wie ihr Lebenslied gerade aussieht. Und wenn Sie keinen solchen Menschen finden, wenden Sie sich an Ihren Pfarrer / Ihre Pfarrerin oder an die Telefonseelsorge. Reden tut so gut. Beschreiben dürfen welche Melodie gerade im Herzen spielt, ist so wohltuend. Ich habe das übrigens in diesen Wochen der Corona-Kreise selbst am eigenen Leib erleben dürfen. Im Gespräch mit anderen konnte ich meinem Herzen und meiner Seele Luft verschaffen, einfach indem ich aussprechen durfte, wie gerade die Lage bei mir ist. In dem Augenblick in dem mir jemand zuhörte, ging es mir besser. Mein Seelenmotor fühlte sich nach dem Gespräch gereinigt an. Kraft und Zuversicht strömten mir ins Herzen und auch das wunderbare Gefühl verstanden worden zu sein. Eine ähnliche Erfahrung habe ich beim Singen gemacht. Singen macht frei. Singen befreit die Seele von Last. Singen vertreibt die Angst, Singen löst innere Spannung auf.
Auch im Predigtwort (2. Chronik 5,2-5.12-14) von heute wurde gesungen und musiziert: Denn da heißt es „Und alle Leviten, die Sänger waren, nämlich Asaf, Heman und Jedutun und ihre Söhne und Brüder, angetan mit feiner Leinwand, standen östlich vom Altar mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und bei ihnen hundertundzwanzig Priester, die mit Trompeten bliesen.
Da wäre ich gerne dabei gewesen. Denn hier ist vom Gesang und der Musik anlässlich der Einweihung des Salomonischen Tempels die Rede. König Salomo hatte ja in einem großen Zeitraum und mit viel Mühe und Kosten dem HERRN ein Haus, den Tempel, gebaut. Der HERR selber hatte Anweisungen zum Bau gegeben und er hatte den Bau gesegnet, so dass nun die Priester und Geistlichen Salomos die Einweihung mit Gesang und Musik vornehmen konnten. Von dieser Musik, die die Menschen damals machten wird berichtet, dass sie klang als wäre es einer der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem HERRN.
Die Menschen haben also mit einer Stimme gesungen. Das ist ein schönes Bild für uns. Die verschiedenen Stimmen im Chor der Gemeinde vereinigen sich zu einer Stimme und singen. Es herrscht der Geist der Einheit, der Einigkeit vor. Und dieser Gesang des einstimmigen Chores er hat eine ganz klare inhaltliche Ausrichtung. Es ist ein Lobgesang, eine Dankesmusik an Gott. Der einstimmige Chor dankt Gott dafür, dass er heute den Tempel einweihen kann, dankt dem Herrn dafür, dass er den Bau des Tempels gesegnet hat. Dankt dem Herrn dafür, dass er dem Volk, der Gemeinde, dieses wunderschöne Gotteshaus geschenkt hat. Eine zweite alte seelsorgerliche Frage lautet: Wofür hast du heute zu danken? Wo kannst du Spuren des Eingreifens Gottes, Spuren der Rettung aus innerer wie äußerlicher Not erkennen? Mache dich doch mal auf die Suche nach Dingen, die dir dein lieber Herr und Heiland schenkt. Eine Möglichkeit das zu tun, ist, am Abend eines Tages drei Dinge zu finden, wofür du Gott danken kannst: Das leckere Essen, das ich genießen durfte. Die Gemeinschaft mit einem lieben Menschen. Ein schönes, aufbauendes Wort, das ich gelesen habe. Es geht beim Danken darum, die Blickrichtung zu wechseln. Den Blick auf die Dinge zur richten im Leben, die gut laufen, die der HERR geschenkt hat. Es geht darum den Segen des HERRN zu erkennen im eigenen Leben.
Während der einstimmige Chor für den Segen des Tempelbaus dankt passiert auf einmal etwas wunderbares, etwas, was die Vorstellungskraft sprengt: Da wurde das Haus des Herrn, also der Tempel erfüllt mit einer Wolke. Die Wolke der Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus Gottes. Das Erfüllen des Hauses mit der Herrlichkeit des HERRN entzieht sich im Grunde jeder Beschreibung. Das muss man selber erleben, dass muss man selber erfahren. Ich habe das hin und wieder schon erfahren dürfen: Wenn wir als Gemeinde zusammen Gottes Lob anstimmen und „Großer Gott wir loben dich“ singen dann wird mein Herz und auch die Kirche in der wir sind von einer unbeschreiblich schönen göttlichen Freude, Kraft und einem Frieden erfüllt. Ich wünsche mir für Sie, dass auch Sie das erleben dürfen, dass die Herrlichkeit Gottes ihr Leben erfüllt. Der Lobgesang die Dankmusik führt manches Mal dazu, dass Gott das Herz erfüllt mit seiner Herrlichkeit. Deshalb lassen Sie uns auch in diesen Zeiten immer wieder singen Gott zur Ehre.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.